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Themenblatt - Unverdient und erste Schritte

...nicht irgendwohin, sondern in die Richtung unserer Utopie)

Die Geldlogik repräsentiert eine Kultur der Unfreiheit, der Enge, der Ichbezogenheit, der ewigen Rechnerei und Fixierung auf den eigenen Vorteil.

Wie komme ich zu einer Kultur der Großzügigkeit, Freiheit und Autonomie, solange die Geldlogik um mich herum noch ungebrochen dominiert ?

Ich kann nicht einfach die gesellschaftlich herrschende Logik ignorieren, mir selbstherrlich gesellschaftlichen Reichtum aneignen, weil ich damit die ideologische und praktische Basis des Systems verletze: Das ganze Rechtssystem ist für diesen Fall gerüstet und würde erbarmungslos zuschlagen.

Es wäre auch sinnlos, das System moralisch beschämen zu wollen, indem ich ihm als der bessere Mensch entgegen trete, ES ihm zeige: nicht korrumpiert, asketisch, opferbereit, altruistisch; indem ich mehr Verantwortung zeige als die anderen, mir mehr Mühe gebe als verlangt wird: so kann ich vielleicht zum Guru werden und vielleicht sogar die Achtung und Anerkennung meiner Mitmenschen gewinnen: jedoch der Feind des Helden ist der Alltag – und meine Bewunderer in ihrer Charakterschwäche werden allzu leicht der Verführung der Normalität erliegen.

Wenn die Idee, die Geldlogik zu verlassen, zu einem zündenden Funken werden soll, muß die Botschaft spontan Interesse, Begeisterung, Lust auslösen. Sie muß freudige Assoziationen wecken, (schon mindestens latent vorhandene) Träume der Menschen ansprechen, die bereits in den Alltagserfahrungen der Menschen schlummern. Es muß die Aussicht auf ein (noch) besseres Leben damit verbunden sein: mehr Freiheit, mehr Sicherheit, mehr Autonomie, mehr Anerkennung, mehr Lebensfreude - aber Geld ist schon ziemlich verführerisch – der Gedanke, es nicht mehr zu haben, womöglich auf die Stufe des Naturaltausches zurückzufallen, also alles beim alten zu belassen und nur auf das Geld zu verzichten, macht Angst.

Es ist ja nicht an und für sich schlecht, was mit Geld zu tun hat. Geld „vergällt“ uns nur das Leben (unnötigerweise), es verdirbt uns was, trübt unsere Freude. “Man merkt die Absicht und ist verstimmt“.

Auch ohne Geld kann man in der Logik des Geldes bleiben. Was müßte anders werden, um die neue Kultur der Großzügigkeit zu verspüren, nicht mehr rechnen, sich seinen Wert verdienen zu müssen ?

Es müßte die Grundlage dieser Logik zum Verschwinden gebracht werden: das „Arbeitsleid“, das entschädigt und entlohnt werden möchte. Wenn Arbeit Spaß machen, gutes Leben bedeuten würde, entfiele (objektiv?) der Grund zum Rechnen: meine Tätigkeit wäre dann nicht mehr verlorene, uneigentliche Lebenszeit.

Wie geht das?

Ich kann damit anfangen, selber freie Güter oder „Dienste“ in die Welt zu setzen, mich zu fragen, was ich wirklich will, das zu tun, was mir Spass macht, was ich gesellschaftlich sinvoll finde und wofür ich mich also nicht mehr „entschädigen“ lassen möchte. Indem ich tue, was ich will, von dem ich möchte, dass es getan wird, in die Welt kommt, Ausdruck meiner Persönlichkeit werden soll... tue ich etwas für mich selbst, lebe ich identisch, lebe ich überhaupt erst, bin ich eine Persönlichkeit. „Entlohnung“, Bezahlung würde mich enteignen, entwürdigen, mißachten, entwerten. Geldförmiger „Lohn“ würde mich zu einem Ein- und Angestellten machen, zu einem, der sich verdingt hat und angeheuert wurde - also zur Hure, zur ordinären Ware.

Leider brauche ich noch Geld zum Leben. Das muss ich mir noch „verdienen“. Ich sollte also beide Welten sorgfältig trennen: Zum Über-leben verdinge ich mich (ohne diese Unterwerfung beschönigen zu müssen) - Zum Leben betrete ich die andere neue Welt der selbstbeauftragten Tätigkeit: Ich überlege, was ich wirklich will, was ich zu meiner vitalen Lebensäußerung machen möchte, worin mein wirkliches Leben bestehen soll und fange damit an!

Ich kann versuchen, den ewigen Hintergedanken der Geldlogik loszuwerden: Was habe ich finanziell davon, was bekomme ich dafür, was ist ES WERT?

Ob die Gesellschaft- also andere- etwas mit dem anfangen können, was ich tue, ist zunächst einmal ihre Sache und nicht meine - auch dann nicht, wenn ich ausdrücklich „für andere“ tätig bin. Ich kann versuchen, mich nicht an der finanziellen Entlohnung, also am Gegenwert zu orientieren, sondern an meinem eigenen Glücksgefühl, meiner Befriedigung, meiner Zufriedenheit mit meinem selbstbestimmten Leben und darüber dann vielleicht auch dem Glück der anderen, die daran teilhaben können.

Praktisch beginne ich also mitten in meinem geldabhängigen Alltagsleben: Ich frage mich: Was macht mir Spass, was kann ich tun, von dem ich überzeugt bin? Was macht mich zufrieden, gelassen, wo fühle ich mich so, wie ich sein möchte. Bei welcher Tätigkeit stehe ich mitten im Leben und nicht neben mir. Wann spüre ich mich selber, lebendig, wichtig, selbstbewußt ? Ich tue etwas, das ich mir NICHT vergelten lassen will, wofür ich KEINE Entlohnung möchte. Eine Entschädigung würde ja bedeuten, dass ich mir selber dabei geschadet hätte.

Die Belohnung gebe ich mir selber- indem mein Handeln nichts anderes als mein gutes Leben ist, ich mir selber also eine Freude mache. Die anderen sollten das wissen: sie stehen nicht in meiner Schuld, ich brauche keine Gegenleistung, auch kein Gegengeschenk und keine Gegenanerkennung. Ihre Freude, ihre Zufriedenheit belohnt mich gerade, wenn keine Belohnungsabsicht dahinter steckt- so wie bei mir der geldlogische Hintergedanke wegfällt: Was bekomme ich dafür?

Der „Preis“ , also die Schuld bzw. Zahlungsverpflichung des „Käufers“, verschwindet und damit ein Element der Geldlogik, was einen winzigen aber prinzipiellen Geltungsschwund des Wertgesetzes bedeutet.

Damit kann Gesellschaft anders erlebt werden: weniger negativ als Zwangssystem und Begrenzung meiner individuellen Freiheit, stärker als Vervielfältigung und Steigerung meiner individuellen Möglichkeiten: die anderen nicht als Konkurrenz sondern als Bereicherung für mich.

Es wäre ein kleiner Schritt, eine Bewußtseinsveränderung, die sich aber durchaus gesellschaftlich auswirken kann - in Richtung unserer Utopie „unverdient!“.

...und am besten schon mal bei sich selbst anfangen:

Uli

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Page last modified on 20.06.2007 16:24 Uhr